Hier ist mein Rennbericht zur Challenge Almere Amsterdam 2018. Vor ein paar Wochen bin ich zum ersten Mal bei einer Mitteldistanz der Challenge Serie gestartet. Wie es dazu kam und warum es nicht so wirklich zu 100% mein Tag war, könnt Ihr hier nachlesen. Viel Spaß :).
August 2018 – „Ich muss dieses Jahr noch bei einem Rennen starten“
Gerade mal einen Monat nach der Challenge Roth und meiner neuen persönlichen Bestzeit, bin ich noch wahnsinnig euphorisiert und entscheide mich recht schnell dazu, in diesem Jahr noch bei einem Rennen zu starten. Klar, nach 2 Langdistanzen kommt einem ja auch nicht wirklich was anderes in den Sinn :D. Jedenfalls nicht, wenn man dieses Gefühl einfach auch irgendwie braucht. Dieses Gefühl auf ein Ziel hinzuarbeiten. Ich glaube das ist es, was mich am meisten antreibt und motiviert. Ein Ziel.
Ich erinnere mich noch ganz genau an die Anmeldung für meinen ersten echten Wettkampf. Ich habe mich damals für die Olympische Distanz beim Berlin Triathlon angemeldet und ab dem Mausklick auf „Anmeldung Bestätigen“, war ich völlig on fire. Davor war ich zwar auch schon etwas aufgeregt und hibbelig, aber ab diesem Zeitpunkt einfach doppelt und dreifach. Seitdem hat sich recht wenig geändert. Wenn der Gedanke per Mausklick plötzlich zu einem festen Datum wird, ist es immer noch ein super aufregender Moment für mich.
Um die Saison nun jedenfalls auch gebührend abzuschließen, will ich bei einer Mitteldistanz starten. Diesen Monat möchte ich allerdings nicht direkt schon wieder voll reinhauen und noch etwas regenerieren. Nachdem ich in einem kurzen Telefonat auch das „Go“ von Timo bekommen habe, registriere ich mich für die Challenge Almere Amsterdam. Ich wähle diese MD (Mitteldistanz) weil sie a) im September stattfindet, b) nicht soooo weit weg ist und c) weil ich einfach noch nie in Amsterdam war.
Mein Ziel ist, natürlich, eine neue persönliche Bestzeit auf der Mitteldistanz. Die liegt zu diesem Zeitpunkt bei 05:25. Aber mein letztes Erlebnis auf der Mitteldistanz, liest sich wie „Odyssee im Weltall“. Das war 2015 beim Ironman Barcelona..und Leute glaubt mir: Ich hatte die Form meines Lebens…was Essen und Bier trinken betraf. Ein guter Freund, Clemens, hat mir danach bei WhatsApp folgende Nachricht geschrieben: „Boah mein Dicken, stark, bist wohl auf der Langdistanz gestartet und hast nen neuen Weltrekord aufgestellt“. Ja. So, oder so ähnlich.
Und dieses Jahr will ich das auch irgendwie verarbeiten :).
Freitag, 07.09. 2018 – der Tag vor dem Wettkampf
„Diesmal wird das alles ganz schön knapp“ – denke ich, als ich Freitag morgen auf der A2 Richtung Almere im Stau stehe. Ich fahre mit dem Auto. Es sind knapp 648Km von Berlin ins Zentrum von Almere und das ist schon okay. Das lässt sich fahren, allerdings wäre es wohl besser gewesen, noch mal einen Tag früher anzureisen. Auch für die Beine, die das lange Autofahren auch nicht so super finden. Aber was soll’s, es ging nicht anders. Ich hatte Termine auf der Arbeit und konnte einfach nicht früher. Also weg mit den negativen Gedanken und wieder hin zum….Stau. Der löst sich nun aber auch recht schnell auf und ich komme gut durch. Um 15:36 komme ich in Almere an und parke mein Auto. Meine beiden ersten Gedanken: „Ey, die dürfen hier mit ihren Rollern auf den Radwegen fahren“ und „voll schön hier“ :D.
Nun ist Konzentration angesagt – heute muss ich noch so ziemlich alles vorbereiten. Morgen früh um 07:22 geht es schon ins Wasser.
Und ich muss: meine Startunterlagen abholen, mein Rad vorbereiten, einchecken, zum Hotel fahren, die Wechselbeutel packen, essen, später Anastasia vom Flughafen abholen (Sie hatte auch super viel auf Arbeit zu tun, und konnte Freitag früh nicht mitfahren), wieder essen, schlafen und dann fällt ja auch schon der Startschuss.
Ich bin gut gelaunt und wenn nichts Großartiges schief geht, wird das alles schon klappen. Und das tut es auch tatsächlich. Das Einzige, was mir ein wenig Sorgen macht, ist das Wetter. Es ist zwar trocken, aber es weht ein echt kühler Wind und die Sonne zeigt sich nicht so wahnsinnig oft. 16 Grad – schon ganz okay. Wenn es nicht kälter wird, passt das für mich, denke ich. Wie schon in meiner Geschichte zum Ironman Lanzarote erwähnt: Rennen bei Kälte sind echt nicht so mein Ding.
Aber ich bleibe optimistisch, schnappe mir die Startunterlagen und treffe mich mit Jannis. Er wird morgen auf der Langdistanz starten und ist super gut vorbereitet. Wir bereiten zusammen die Räder vor und checken ein.
Es gibt 2 getrennte Wechselzonen. Eine für die Mitteldistanz und eine für die Lange. Die Wechselzone befindet sich auf einem großen Parkplatz direkt in der Innenstadt an einem kleinen See. Es ist alles sehr übersichtlich und, wie ich es auch von der Challenge Roth schon gewohnt bin, sehr gut organisiert.
Wir treffen uns nach dem Check-in, quatschen über dies und das und schauen uns noch die Triathlon Messe etwas genauer an. Danach verabschieden wir uns und wünschen uns, falls wir uns nicht mehr sehen sollten, schon mal viel Glück für den nächsten Tag.
Ich fahre zum Hotel, etwa 22Km von Almere entfernt, und bereite meine Wechselbeutel vor. Darin bin ich in diesem Jahr mittlerweile schon geübt und ich nehme genau das mit, was ich in Roth auch eingepackt habe, nur einfach die Hälfte der Verpflegung:
3 Salztabletten für das Radfahren und 2 fürs Laufen.
1 Gel vor dem Schwimmen, 1 danach, 3 fürs Rad und 2 fürs Laufen.
Easy. „Das wird gut morgen“, denke ich und packe alles fertig. Danach lege ich mich kurz aufs Bett und gehe den Rennablauf in meinen Gedanken durch. Ich denke daran, was ich morgen zu welchem Zeitpunkt beachten muss und viel wichtiger: Ich stelle mir vor, wie ich mich beim Rennen fühle. Bei allen 3 Disziplinen. Ich stelle mir vor, wie ich super schnell durchs Wasser pflüge, auf dem Rad richtig Druck in den Beinen habe und beim Laufen meine Pace halten und ausbauen kann. Dabei stelle ich mir auch einfach vor, wie es wäre, als Erster aus dem Wasser zu kommen oder das Rennen insgesamt zu gewinnen. Das gibt mir im Rennen, wenn ich mal eine schwache Phase habe, wieder einen kleinen Schub. Also warum nicht einfach mal maßlos übertreiben :).
Um 21:00 hole ich Anastasia vom Flughafen ab und schon auf dem Weg dahin, schüttet es wie aus Eimern. Als ich im Hotel ins Auto einsteige, um die 40Km zurückzulegen, sind es 12 Grad. Ich werde schon langsam ein wenig nervös und hoffe einfach, dass es morgen früh nicht mehr regnen wird.
Anastasias Flug war super, sie steigt am Flughafen ins Auto und wir reden über das was wir an diesem Tag schon so alles erlebt haben. Auf dem Weg nach Almere, regnet es weiter..kein Ende in Sicht. In einem kleinen schönen Restaurant nehmen wir beide Nudeln und ich esse im Namen des heiligen Carbo-Loadings auch ihre halbe Portion auf.
Wir gehen gegen 23:00 Uhr ins Bett und ich denke mir noch kurz vor dem Einschlafen: Wahnsinn, was in den letzten 24 Stunden passiert ist. Bei anderen Rennen hat man für das alles mal locker so 2-3 Tage Zeit.
Ich schlafe schnell ein und um 05:30 klingelt der Wecker!
08.09.2018 – RACEDAY
Wir stehen auf, machen uns fertig und sind beide fit und gut drauf. Beim Verlassen des Hotels merken wir allerdings recht schnell, dass es super kalt ist. Die Temperaturanzeige im Auto zeigt 9 Grad an. Ich muss 2 Mal schauen. Bei allem Optimismus und aller guten Laune, das wird hart heute. Damit muss ich mich nun langsam aber sicher echt abfinden. Wegen schlechten Wetterbedingungen nicht zu starten, kommt für mich nicht in Frage. Jedenfalls bisher noch nie. Also machen wir das Beste daraus. Einfach reinhauen und schauen was geht. Was soll schon großartig passieren. Trainiert habe ich jede Menge und wenn mir zu kalt ist, bleib ich halt einfach kurz stehen und versuche mich aufzuwärmen.
Ich platziere die Wechselbeutel in dem riesigen Wechselzelt, ziehe meinen Neo an und gehe zum Schwimmstart. Die Stimmung ist trotz des Wetters gar nicht mal so schlecht. Alle anderen Athleten denken wohl auch, dass es nicht gerade die besten Voraussetzungen sind, aber gemeinsam hält man das eben besser aus :).
Am Schwimmstart treffe ich mich nochmal mit Anastasia, Sie wünscht mir viel Erfolg, wir drücken uns und es geht LOS!!
Schwimmen:
Geschwommen werden die 1.9 Km in einem See im Dreieckskurs. Ich habe mich ziemlich weit vorne eingeordnet und es gibt einen Rolling-Start. Im Abstand von ca. 5-8 Sekunden, werden immer nur 5 Starter ins Wasser gelassen. Das führt zu wirklich wenig Rangelei und man findet recht schnell seinen Rhythmus. Ich bin echt ein riesiger Fan von dieser Art in den Wettkampf zu starten.
Und LOS!! Zusammen mit 4 anderen Athleten laufe ich über den Asphalt und über einen kleinen Steg ins Wasser. Es fühlt sich direkt super kalt an und als der Neo sich in den ersten Sekunden mit Wasser füllt, denke ich ganz kurz: WARUM?! 😀
Aber dafür bin ich heute morgen hierher gekommen. Ich wusste was mich erwartet und jetzt ziehe ich das durch!!!
Ich merke bei dem Anblick der anderen Athleten, dass wir nicht so wahnsinnig schnell unterwegs sind. Von außen muss das wohl ausgesehen haben, wie eine Horde Zombies in Gummipelle, die durchs Wasser treibt. Anastasia konnte das später genau so bestätigen :D.
Das Schwimmen verläuft bis auf die Kälte und den Wind recht unspektakulär und ich komme nach 34:59 Minuten aus dem Wasser. Nicht das, was ich mir vorgenommen hatte (30 – 32 Min.), aber unter diesen Umständen voll okay. Auf geht’s ins Wechselzelt und ab auf die Radstrecke, die laut Erfahrungen vieler anderer Athleten echt windig sein soll.
Und windig wird es auch…..seeeeehr windig und so richtig warm wird mir dann auch nicht.
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Warum es dann doch noch zu einem krassen Glücksmoment kam, erzähle ich euch im zweiten Teil, auf den Ihr wirklich nicht lange warten müsst. Versprochen. 🙂
2 Kommentare
Daniel Du alte Socke, das gibt es doch nicht! Ich war ebenfalls in Almere am Start und nach Deiner Startnummer zu urteilen waren wir fast nebeneinander. Dinge die Glaubst du erst wenn du sie siehst 🙂
Schön das ich aber auf diesem Wege dein Erlebtes lesen kann. Gerne mehr davon.
Gruß Ingo
Hey Ingo! Wahnsinn, da starten wir fast nebeneinander und merken nichts davon :D. Danke Dir für die netten Worte! Ich hoffe Dein Wettkampf war gut? Viele Grüße und auf bald, Daniel